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Rezension: Vampire Weekend – Contra

11. Januar 2010

„Contra“ wird der Gipfel der Popularität für Vampire Weekend sein. Das scheint sicher, wenn man sich die Geschichte einiger populärer Bands seit dem Siegeszug der MP3, der das Tempo des Pops noch Mal erheblich beschleunigt hat, anschaut: The Strokes und Bloc Party begannen nach zwei rockigen Alben auf dem jeweils dritten, ihre Songs in ein elektronischeres Kostüm zu überführen und wurden von den Fans dafür mit Kritik und Kaufzurückhaltung bestraft. Maximo Park und Franz Ferdinand blieben ihrem Stil treu und wurden dafür von den Fans mit Kritik und Kaufzurückhaltung bestraft. Die Debütalben dieser Bands schlugen in musikinteressierten Kreisen ein und schlugen von dort aus Wellen bis ins Feuilleton und Boulevard. Die Ankunft des zweiten Albums, auf dem die Bands den Stil des Debüts noch ein Mal mit etwas Ausdifferenzierung wiederholen durften, wurde dann von allen zeitgleich verkündet, so dass sich das Publikum der jeweiligen Medien auch im Plattenladen traf.

Das dritte Album ist schließlich das Dilemma der Band von heute: Ob du den erfolgreichen Stil beibehälst oder etwas Neues ausprobierst – du erntest Kritik. Und das gilt nicht nur für das Albumformat, sondern bereits für einzelne Songs. So sehr die Musikindustrie auch versucht, den Käufern digitaler Musik das Album mit Bonussongs und Booklet schmackhaft zu machen, gekauft werden hauptsächlich einzelne Songs. Und die sollen beim dritten Album bitte nicht mehr genau so klingen wie die auf den Vorgängern, das Schema kennt man ja schon, aber wiedererkennen möchte man die Band bitte schön auch. Ab diesem Punkt kommen keine neuen Fans mehr dazu, die Anhängerschaft schrumpft und die wenigen Übergebliebenen bejubeln bei Konzerten vor allem die Songs der ersten beiden Alben.

Das Debüt von Vampire Weekend mit seiner Mischung aus Indierock und domestizierten Afro-Sounds schlug vor zwei Jahren ein, weil es den Trend zu Polyrhythmik und synkopischen Beats aufgriff, diese aber anders als Yeasayer, TV On The Radio oder den Dirty Projectors nicht als Basis der Songs sondern nur als Ornamente von westlichem Indierock verwendete, die den Songs einen interessanten Kniff gaben, ohne den hiesigen Hörgewohnheiten zuwider zu laufen. Von den Musikmagazinen aus schlug die Platte Wellen in andere Medien, so dass nun zwei Jahre und zahlreiche Epigonen später die versammelte Medienlandschaft Spalier steht für die Ankunft des Nachfolgers. Der, im Ganzen gesehen, den Stil des Debüts beibehält und um Einflüsse aus dem Elektro- und R’n’B-Bereich erweitert. Keyboarder und Produzent Rostam Batmanglij war mit seinem, gemeinsam mit Wes Miles von Ra Ra Riot gestarteten, Projekt Discovery und dem gleichnamigen Album im letzten Jahr wesentlich weiter in diese Richtung gegangen. Im Nachhinein könnte man die Platte als Testballon für die zweite Platte von Vampire Weekend deuten, aber nur die wenigsten Fans der Stammband ließen sich auf die Reise ein. So flossen die dort erprobten Sounds nur wohldosiert in „Contra“ ein: Der Gesang von Ezra König wurde für „California english“ mit Autotune bearbeitet, bei „Taxi cab“ erinnert der verschleppte Beat an Timbaland-Produktionen. Dafür wurde weitestgehend auf Gitarren verzichtet, aber dort, wo sie sind, klingen sie nach Highlife, Shaker erklingen an allen Ecken und Enden, „Holiday“ und „Cousins“ sind knackige Ska-Klopfer und „Diplomat’s son“ beginnt als Baile-Funk samt M.I.A.-Sample, bevor karibische Rhythmen einsetzen und dann darf jemand noch ein wenig Polka auf dem Klavier spielen.
Doch wie auf dem Debüt sind die exotischen Spielarten nur domestizierte Kosmetik für Post-Punk, Indierock und Elektropop, die nie weit genug gehen, westliche Hörgewohnheiten ins Wanken zu bringen. Doch auch etwas anderes gilt heute wie vor zwei Jahren: Das macht nichts, weil die Songs und ihre Melodien stark genug sind und Spaß machen. Als zweites Album kommt „Contra“ damit noch Mal davon. Die Kritik kommt dann mit dem dritten. Das ist sicher.

Zuerst erschienen auf Popcultures.de

Vampire Weekend: Contra

16. September 2009

Vampire Weekend

Das dürfte ein gelungener Start ins Jahr 2010 werden: Am 8. Januar wird das zweite Album von Vampire Weekend mit dem Titel Contra erscheinen! Das erste hatte nicht einen schwächeren Song zu bieten, hoffentlich ist unter den folgenden auch keiner dabei:

01 Horchata
02 White Sky
03 Holiday
04 California English
05 Taxi Cab
06 Run
07 Cousins
08 Giving Up the Gun
09 Diplomat’s Son
10 I Think Ur a Contra

Download: Hot Chip & Peter Gabriel – Cape Cod Kwassa Kwassa